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05. Februar 2013 Auch beim Besuch in Freiburg holt mich der Bahnhof Balingen ein. In einem Artikel des Schwarzwälder Boten werden Internas aus der katastrophalen Gemeinderatssitzung publiziert, die den Eindruck bestätigen, dass es nicht um die Sache, sondern persönliche Animositäten geht. In einem Leserbrief wirft mir Herr Baum aus Endigen vor, den Bogen überspannt zu haben und stellt die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre statt im Internet zu publizieren mit der Stadtverwaltung zu reden. Ich muss ihm daraufhin in einer Leserbriefantwort hinweisen, dass ich genau dieses seit dem 18. Januar drei mal versucht habe. Nicht ich habe den Dialog verweigert, sondern die Stadt. Und nicht ich habe Stadt und Gemeinderat vorgeführt, das haben die schon ganz allein mit voller Inbrunst erledigt. 07. Februar 2013 Bei einer Unterredung mit dem Technischen Direktor der Stadwerke Balingen Herrn Eppler werden die Modalitäten besprochen, unter denen in der kommenden Heizsaison die Energieversorgung des Bahnhofsgebäudes mittels Kraft-Wärme-Kopplung sichergestellt wird. Während anderswo am Schmotzige die Rathäuser befreit werden muss ein Busfahrer der RAB eine dreiviertel Stunde in der Öffentlichen Toilette nördlich des Bahnhofes ausharren, bevor das Schloss schliesslich aufgebohrt wird. Die Fahrdienstleitung berichtet mir, dass im Regelfall alle zwei bis drei Wochen jemand in der Toilette eingeschlossen ist. Das gängige Prozedere: Polizei anrufen/ die verständigen die Stadt/ die schicken Jemand zum Aufsperren. Hatte noch nie Jemand die Idee der Fahrdienstleitung am Bahnhof einen Ersatzsschlüssel zur Verfügung zu stellen? 08. Februar 2013 Bei einer kommunalpolitischen Arbeitstagung der Bundestagsabgeordneten Susanne Kieckbusch stelle ich mein Mobilitätskonzept für den Bahnhof vor. 16. Februar 2013 In einer Kommentarspalte erläutert Karl-Otto Müller vom Zollernalb-Kurier, dass man von Seiten der Stadt jetzt auf ein Angebot meinerseits wartet. Aus der Formulierung: “Etwas Schriftliches in Händen wäre an dieser Stelle schon eine andere Handlungsgrundlage, erläutert Rathaus-Sprecher Jürgen Luppold in dieser Woche die Situation.” muss ich entnehmen, dass man sich immer noch nicht getraut hat einfach einmal persönlich auf mich zu zu kommen. Insgesamt stellt sich dabei ja schon die Frage, wer hier wen mit einem Angebot zu versorgen hat. Erwartet man von mir, dass ich auf Knien angegrochen komme? Wo stammt überhaupt die Kostenkalkulation über 400.000€, die es angeblich kostet, den Platz umzubauen? Und wohin sollen um Himmels Willen die 11.500€ hin, die es angeblich kostet den Platz zu unterhalten? Wenn ich die gleiche Kalkulationsgrundlage auf die restlichen städtischen Flächen runterrechnen würde, könnte die Stadt Konkurs anmelden. 17. Februar 2013 Bei einer Stippvisite am Bahnhof treffe ich eine Frau aus Lörrach, die verzweifelt den Weg zur Puppenausstellung in der Zehntscheuer sucht. Ich begleite sie bis dorthin und unweigerlich muss ich an meinen Besuch beim Rathaus am 28.01. denken, bei dem ich nachgefragt habe, ob man nicht im Bahnhof Infomaterial zu Veranstaltungen und Sehenswürdigkeiten in Balingen auslegen und einen Plan anbringen will, wo man die wichtigsten Ziele finden kann. Mein Angebot hat keinen Widerhall gefunden. Es gibt wohl noch viel zu tun. 18. Februar 2013 In dem Dokumentarfilm “Leben mit der Energiewende” wird ein Interview mit dem Bundesumweltminister Peter Altmaier gezeigt. In diesem wird er unter anderem nach seiner eigenen persönlichen Energiewende gefragt. Es zeigt einmal mehr die Diskrepanz zwischen dem öffentlichen Anspruch und der realen Wirklichkeit. Ein Umweltminister, der nicht mit eigenem Beispiel vorangeht, sondern sich (Zitat) “irgendwann dann mal anschaut, ob er Ökostrom bezieht”, hat schon was peinliches. 19. Februar 2013 In der Zeitung steht ein Artikel über den Versuch der CDU ihren ehemaligen Vorsitzenden Stefan Mappus los zu bekommen. Wird damit das Ende der Seilschaften eingeläutet? Brechen jetzt neue Zeiten an? Energietisch Balingen Ich bekomme um kurz nach zwei Uhr die Liste der Mitglieder des neu gegründeten Energietisches und kurz darauf den Anruf, dass ich mit dem Bahnhof doch irgendwie nicht so ganz in das Konzept passe. Bei dem 3/4 stündigen Telefongespräch erzähle ich meiner Gesprächspartnerin eine interessante Anekdote. Ich habe letztes Jahr einen Mann kennen gelernt, der mir erzählte, dass er mit innerer Befriedigung an Zebrastreifen folgendes Verhalten an den Tag legt: Wenn kein Auto in der Nähe ist, geht er behende und zügig über die Strasse. Sieht er jedoch ein Fahrzeug in unmittelbarer Nähe versucht er sich so zu verhalten, dass der Fahrer nicht wegen im Anhalten muss. Seine Begründung dafür war, dass es mehr Energie für das Auto kostet abzubremsen, zu warten und wieder anzufahren, als für ihn einfach etwas später die Strasse zu queren. Auf meine Frage: “Glauben Sie nicht, dass unsere Gesellschaft mehr von solchen Menschen wie diesem bräuchte, die sich auch Gedanken darüber machen, das andere Mitmenschen nicht so viel Energie benötigen, wie Diejenigen, die erst dann zu sparen anfangen, wenn es um den eigenen Geldbeutel geht?” erhielt ich auch nach langem Schweigen keine Antwort. Die Widmung. Der Eine mag es weichgeklopft nennen, der andere vielleicht “Sieg der Vernunft über Mißgunst und Neid”. Der Eine mag es verwerflich finden, wenn die Stadt einem Privatmannn einen öffentlichen Platz abkauft, der Andere findet es befremdlich, wie man sich mit Zahlenschiebereien versucht aus der öffentlichen Verantwortung zu stehlen. Mir geht es so, dass ich mittlerweile beim Besuch des Bahnhofs, beim Überschreiten des Platzes jedesmal an die Mitbürger denken muss, die mir das Privileg verschafft haben sagen zu können: “Hallo Leute, herzlich willkommen auf meinem privaten öffentlichen Platz!” Hat nicht auch schon Hermann Hesse so treffend gesagt: “Wenn man Menschen glücklicher und heiterer machen kann, so sollte man dieses tun.” Und so gehört das Glück doch zu den wenigen Dingen, die mehr werden, wenn man sie teilt?” Hier finden Sie den Text, mit dem ich dem Oberbürgermeister und dem Gemeinderat mein Angebot einer Widmung unterbreitet habe. 21. Februar 2013 Erhalte von Herrn Reitemann die Mitteilung, dass in der Märzsitzung des Gemeinderates das Thema Bahnhofsvorplatz erneut auf den Tisch kommt. Bei einem Lokalermin mit der zuständigen Mitarbeiterin des Regierungspräsidiums für den Bereich Denkmalschutz erfahre ich in groben Zügen die Auflagen, die für die Sanierung und den weiteren Ausbau des Bahnhofs erteilt werden. Im direkten Vergleich mit dem ebenfalls unter Denkmalschutz stehenden, vor einigen Jahren aufwändig umgebauten Rathaus muss ich feststellen, dass hier ganz andere Maßstäbe angelegt werden. Man wird sehen, was sich daraus noch ergibt! 23. Februar 2013 Zur Einführungsveranstaltung des Balinger Kulturbahnhofes mit einem Programm zum Thema Bahnhöfe finden sich etwa 70 Zuschauer und Hörer in der Wartehalle ein. Auch Außentemperaturen von -5°C haben sie nicht abschrecken lassen den Texten, vorgetragen von Dorothea Bassé-Sklenar und der Musik gespielt von Joachim Sklenar, zu lauschen. Bei den Gesprächen im Anschluss wird deutlich, dass Balinger gerne mehr in dem Wartesaal hören und sehen wollen. So werden erste Kontakte geknüpft und Ideen ausgetauscht. Das reicht von Chordarbietungen mit zeitgenössischer, oder volkstümlicher Musik über Rezitationen in Mundart im Stile eines Sebastian Blau. Es wird sich nicht der letzte Abend, an dem diesem Raum in diesem Gebäude eine ganz andere Funktion zukommt. Der Balinger Kulturbahnhof hat bei seiner Geburt freudig das Licht der Welt erblickt. Ein herzliches Dankeschön an die Akteure und Zuschauer. 26. Februar 2013 Ich erhalte den Anruf eines Balinger Baumarktes mit der Frage, ob man mir bei der Gestaltung der Wartehalle unter die Arme greifen kann. Bei den Stellungnahmen der Fraktionen des Balinger Gemeinderats wurden auch Erklärungen zu der letzten Sitzung vom Januar abgegeben, bei der es zu der verhängnisvollen Entscheidung kam, den Vorplatz aus dem Sanierungsgebiet zu nehmen. Herr Foth von der FDP hat dabei zutreffend erwähnt, dass wohl eine gewisse Diskrepanz darin liegt erst für den Platz ein Gebot abzugeben und danach die Möglichkeit der Einflussnahme auf den Platz vollkommen ad akta zu legen. Es freut mich, wenn ich in all den Äußerungen der letzten Wochen auch einmal ein paar vernünftige Worte zu hören bekomme.
Die Chronik ab Februar 2013